Krisenzentrum Dortmund
Was Sie über Selbsttötung (Suizid) wissen sollten …
- Die meisten Menschen haben irgendwann in ihrem Leben Selbsttötungsgedanken.
- Suizidalität ist keine Krankheit und wird nicht genetisch vererbt.
- Suizidalität ist häufig Ausdruck einer tiefen Lebenskrise, die überwindbar ist.
- Es gibt allerdings Riskogruppen: depressive Menschen, Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige, alte Menschen, vereinsamte Menschen, Menschen, die bereits mehrere Suizidversuche unternommen haben oder in deren Familie es mehrere Suizide in der Vergangenheit gab.
- Selbsttötungsgedanken haben Gründe, oft eine lange Kette von Enttäuschungen und Demütigungen und gescheiterten Lösungsversuchen.
- Auslöser für Suizidversuche sind oft kleine, von aussen unspektakulär erscheinende Situationen, die wie der Tropfen wirken, der das Fass zum Überlaufen bringt.
- Es ist entlastend, Suizidgedanken oder -phantasien offen auszusprechen.
- Massiv belastende Probleme und Krisen gehören zum Leben jedes Menschen und machen uns stärker, wenn wir sie im Leben lösen.
- Hinter Selbsttötungsgedanken steht meist der sehnliche Wunsch nach einer radikalen Lösung, nach Ruhe und schneller Befreiung von einer starken Belastung oder ein Hilferuf und nicht der Wunsch, tot zu sein.
Wenn Sie selbst an Selbsttötung denken, sollten Sie ...
- sich lange Bedenkzeit geben, um eine Lösung im Leben zu finden, denn Selbstmord ist ein radikaler Lösungsversuch für ein vorübergehendes Problem.
- mit einem vertrauten Menschen offen über ihre Selbsttötungsgedanken sprechen.
- Hilfsangebote annehmen, auch wenn Sie im Augenblick wenig Zuversicht haben.
- die Telefonseelsorge (Tel.0 800 111 0 111 oder 0800 111 0 222) oder das Kinder- und Jugend-telefon (Tel.: 0800 111 0 333) anrufen.
- professionelle Hilfemöglichkeiten (Beratungsstellen, Ärzte, Lehrer, Pfarrer, etc.) aufsuchen.
- sich Möglichkeiten ausdenken, um schwierige Zeiten zu überbrücken und die akuten Selbstmordgedanken zu bekämpfen (Rausgehen, Freunde besuchen, Kino, Sport usw.).
- sich in schützende Hände begeben (stationärer Aufenthalt), wenn Sie die Verantwortung für sich im Augenblick nicht übernehmen wollen oder tragen können.
Wenn ein nahestehender Mensch an Selbsttötung denkt oder davon spricht ...
- Zeigen Sie Verständnis für die Situation des suizidalen Menschen. Schauen Sie genau hin, hören Sie zu, seien Sie aufmerksam und nehmen Sie den Betroffenen ernst.
- Verkleinern Sie nicht die Probleme („Ist doch nicht so schlimm.“)
- Versuchen Sie nicht, umzustimmen („Sag so was nicht.“, „Das darfst Du nicht tun.“).
- Machen Sie keine Vorwürfe („Wie kannst Du Deiner Familie so etwas nur antun?“).
- Wenn Sie einem suizidalen Menschen Hilfe anbieten wollen, dann versprechen Sie nur das, was Sie wirklich einhalten können.
- Erkennen Sie ihre Grenzen. Sie können nicht die Verantwortung für das Überleben eines anderen Menschen übernehmen.
- Behalten Sie keine Geheimnisse für sich, wenn sie zum Tod führen können. Sie sind in dieser Situation nicht an ein eventuell abgegebenes Schweigeversprechen gebunden.
- Sprechen Sie mit vertrauten Menschen und weihen diese in Ihre Sorgen und Ängste ein und holen sich damit Hilfe für sich selbst.
- Lassen Sie sich nicht in einen Sog von Verzweiflung und Schuldgefühlen ziehen, suchen Sie sich Unterstützung.
- Denken Sie daran: Um eine schwierige Lebenssituation zu überwinden, braucht man Zeit. Der erste Schritt zur Lösung ist deshalb der Schutz vor den drängenden Suizidgedanken, die Problemlösung steht nicht an erster Stelle.
Wenn Sie einen nahestehenden Menschen durch Selbsttötung verloren haben ...
- erleben Sie möglicherweise schockartig eine dramatische Veränderung ihrer Lebenssituation und geraten selber in eine existenzielle Lebenskrise.
- entwickeln Sie vielleicht Gefühle von Schuld, Scham und quälenden Selbstvorwürfen, vielleicht aber auch Wut und Ärger.
- fällt es Ihnen möglicherweise schwer, ganz normale Trauer zu erleben und Abschied von diesem Menschen zu nehmen.
- brauchen Sie vielleicht sehr lange (bis 2 Jahre und länger), um eine Einstellung zum Leben ohne die verstorbene Person zu finden.
- wünschen Sie sich eventuell verstärkt Zuwendung, Geduld, verlässliche Beziehungen, emotionalen Halt, Aufmerksamkeit.
- brauchen Sie manchmal im besonderen Maße professionellen Beistand und Hilfe.
- können Sie sich an Beratungsstellen, Krisentelefone, Selbsthilfegruppen und Trauergruppen wenden.
Gesprächsgruppe "Hinterbliebene nach Suizid"
Wir möchten Betroffenen Mut machen, an einer Gesprächsgruppe teilzunehmen, die sich unter fachlicher Anleitung im Krisenzentrum Dortmund trifft. Hier treffen sich Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Sie finden Sie Impulse, die Krise zu verarbeiten und als Chance zum Wachsen zu nutzen. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Die Gesprächsgruppe "Hinterbliebene nach Suizid" trifft sich regelmäßig an einem Mittwochabend von 18:00 bis 20:00 Uhr. Die Leitung hat der Pastoralpsychologe Werner Greulich. Informationen und genaue Termine unter Tel.: 0231 435077.